Gegen Ende 2014 fand sich im Schleswig-Holsteinischen Landtag erfreulicherweise eine Mehrheit dafür, KEINEN Bezug auf einen Gott in die Landesverfassung aufzunehmen. In meinen Augen eine Selbstverständlichkeit für eine aufgeklärte, weltanschaulich neutrale Verfassung.
Im Frühjahr 2015 taten sich die üblichen Verdächtigen zusammen, um eine Petition auf den Weg zu bringen, die noch einmal für einen Gottesbezug werben sollte.
Daraufhin schrieb ich im März 2015 den folgenden Leserbrief an den sh:z (Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag), der leider nicht veröffentlicht wurde:
„Das Mittelalter feiert fröhliche Urständ
Das Sammeln hat also begonnen. Unterschriften für ein überwunden geglaubtes Welt- und Menschenbild. Jeder, der einen Gottesbezug in unserer Verfassung für unabdingbar hält, stellt damit in Frage, dass es sittliches Handeln auf rationaler Basis geben kann. Erkenntnis und Aufklärung kommen in diesem Weltbild offenbar nicht vor.
Damit es kein Mißverständnis gibt: jede und jeder möge glauben und hoffen, was ihr/ihm beliebt – ihre/seine Privatangelegenheit, Punkt. Aber, die in Frage stehende Verfassung betrifft und bindet uns alle! Sie muss in dieser Allgemeinheit reduziert bleiben auf das, was wirklich von jedem Bürger ge- und ertragen werden muss. Und hierzu gehört, glücklicherweise, nicht mehr die Religion – höre ich Widerspruch?
Also, bitte Haltung zeigen und diesen Quark nicht unterschreiben!
Und wie geht’s jetzt weiter? Sie werden wohl ihre Unterschriften zusammenbekommen. Unsere Volksvertreter werden einknicken und die weise Entscheidung des Kieler Landtages, auf einen Gottesbezug zu verzichten, zurückdrehen. Und dem ungläubigen Betrachter (was für eine interessante Doppelbedeutung) wird klar: religiöser Größenwahn ist nicht auf die USA und Iran begrenzt. Auch hierzulande möchten die Einen immer noch die Anderen lehren, was sie zu denken und vor allem zu glauben haben. Das Mittelalter, es lebe Hoch, Hoch, Hoch …“
Leider habe ich Recht behalten. Sie haben 42000 Unterschriften gesammelt. Vielleicht nicht ganz so viele wie zu befürchtet war, aber leider mehr, als die für eine Wiederbefassung des Landtages nötigen 20000 Unterschriften. Und prompt kann man beobachten, wie unsere Volksvertreter, einer nach dem anderen, von ihrem guten und richtigen ursprünglichen Votum abrücken. Was zählt schon eine sachgerechte, richtige Entscheidung, wenn sie vielleicht die eigene Wiederwahl gefährdet?
Warum bringe ich das Ganze hier noch einmal zur Sprache? Weil es jetzt auch eine Petition für eine Verfassung OHNE Gottesbezug gibt! Und weil ich dieser Petition mindestens so viele Unterschriften wünsche, wie die erste Petition erhalten hat.
Der Link zu dieser neuen Petition ist hier:
Gegen den Gottesbezug In Schleswig-Holstein
Wer sich eine Verfassung ohne Religionsbezug – eine Verfassung für mündige Bürger – wünscht, möge doch bitte hier unterschreiben!