„Die fünf Söhne“
Volkslied (Ostfriesland/Westfalen)
Dies ist wohl das älteste Stück auf dieser CD. Der Verfasser aus dem 16. Jahrhundert ist unbekannt. Veröffentlicht wurde das Lied 1844 durch Ludwig Uhland.
In den ersten beiden Strophen erzählt eine Seemannswitwe von ihren Kindern, die sie in ihrer Trauer um den Verlust ihres Mannes auf See nie als Kinder behandelt hat. Alle hat sie fortgeschickt „ehren leevesten Vader to söken“. In der dritten Strophe kommt ein Wechsel in die dritte Person und der Erzähler beschreibt die Hauptperson der ersten beiden Strophen in ihrem Wunsch nach göttlicher Vergebung ihrer Sünden: „dat God [em] wolde de Sünde vergeven“ …
Liedtext
Ick hebbe se nich up de Scholen gebracht
ick hebbe nich einmal över se gelacht
se gaent nich speelen up de Straten
ick hebbe se up de wilde See gesandt
ehren leevesten Vader to söken
Dat eene starf den bitteren Dod,
dat ander starf von Hunger so grot,
dat drüde ward gehangen,
das verde bleef up de wilde See,
dat fifte flüt achter dem Lande
Wan se wohl up den Kerkhof keem
se reip ehren hemmelschen Vader an
un bedet all mit Fliete,
dat em God wolde de Sünde vergeven
un halen en in sin Rike
Kleine Verständnishilfe
(Översetten na’n Hogdüütsch)
Scholen: Schule
speelen: spielen
Straten: Straße
… ehren leevesten Vader: … ihren liebsten Vater
söken: suchen
starf: starb
achter dem Lande: aus dem Land
Kerkhof: Kirchhof
Fliete: Eifer, Fleiß
Rike: Reich